17. Juli 2021 – Starkregen- und Hochwasserereignis

Wie prognostiziert trafen die Niederschlagsmengen am Samstag, den 17.07.2021 das Tiroler Unterland mit voller Wucht.

Zahlreiche Einsätze waren die Folge. Bereits im Laufe des Samstages wurden durch die Kameraden, allen voran Kommandant HBI Andreas ACHERER einige Vorbereitungsarbeit geleistet. In Absprache mit dem Leiter des Gemeindebauhofes Kirchbichl wurden Schaltafeln und Pflöcke auf den Bauhoflastwagen verladen und die neuralgischen Punkte besprochen. Einige Objekte wurden vorab mit Sandsäcken beliefert. Gleichzeitig waren die Pegelstände via Onlineansicht zu beobachten oder auch die Kontrollfahrten vor Ort notwendig.

Als die Pegelstände der Zubringerflüsse (Windauer Ache, Kelchsauer Ache) extrem anstiegen, ließ Kommandant Acherer Vollalarm (Sirene und Pager SAMMELRUF) für die Feuerwehr Bruckhäusl auslösen. Gleichzeitig wurde der Gemeindebauhof Kirchbichl mit dem vorbereiteten Material bestellt sowie die Feuerwehr Kirchbichl zum Transport der bereits gefüllten Sandsäcke alarmiert.
Die Feuerwehren Kirchbichl und Kastengstatt wurden sodann zur Befüllung weiterer Sandsäcke an den Bauhof Kirchbichl beordert, wo sie durch die Feuerwehr Angerberg unterstützt wurden.

Routiniert und in voller Konzentration wurde durch die Kameraden der Feuerwehr Bruckhäusl der zusätzliche Damm entlang der Brixentaler Ache aufgebaut und mit Sandsäcken gesichert. Im weiteren Einsatzverlauf wurde dieser punktuell noch zusätzlich verstärkt.

Den Scheitelpunkt mit knapp über 3 Meter (an der Pegelmessstelle), nur etwa 10cm unterhalb eines hundertjährigen Hochwassers(HW100), erreichte die Brixentaler Ache gegen 22:41 Uhr und ließ die Einsatzkräfte aufatmen. Durch den Raschen und effizienten Einsatz konnte somit eine gesamte Wohnsiedlung von den Wassermassen geschützt und weiterer Sachschaden abgewehrt werden.

In Summe wurde der Uferverlauf auf einer Länge von 730 Metern erhöht und verstärkt, dabei wurden ca. 6000 Sandsäcke benötigt, im Bauhof Kirchbichl wurden in Summe 80 Tonnen Kies bewegt und mit reiner Muskelkraft in Säcke abgefüllt.

Als wäre die sehr große Einsatzstelle entlang der Brixentaler Ache nicht genug mussten zahlreiche Paralleleinsätze abgearbeitet werden.
Im Bereich Schleichberg wurde eine Zufahrtsstraße unterspült und musste gesperrt werden. Einige Verklausungen der verschiedenen Bäche waren ebenso Teil des Gesamteinsatzbildes.
Auf die Gemeindestraße zwischen Hauserwirt und Itter gingen mehrere Muren ab, was die Sperre der Straße notwendig machte.

Gegen 02:00 Uhr entspannte sich die Lage so weit, dass nach ca. 6 Stunden im Einsatz die ersten Kameraden herausgelöst werden konnten. Während der gesamten Nacht hielten die Kameraden Nachtwache, um schnellstmöglich reagieren zu können.

Bis ca. 06:00 Uhr am Sonntagmorgen kam es zu einem erneuten Anstieg des Pegels, was jedoch keine weiteren Maßnahmen mit sich zog.
Die gesetzten Maßnahmen haben ihr Ziel erreicht und hielten den Wassermassen stand.

Anschließend entspannte sich die Lage fast stündlich und die zusätzlichen Schutzdämme konnten teilweise bereits im Laufe des Sonntags wieder zurückgebaut werden.

Um 09:00 fand eine Begehung des Schleichberggrabens mit dem Landesgeologen, der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie Vizebürgermeister Franz Seil statt. Als Notfallmaßnahme entschied man, die Seilsperre im Bereich Oberluech teilweise zu räumen, um wieder Platz für weiteres Material zu schaffen. Diese Arbeiten wurden durch die Feuerwehr mit Beobachtungsposten abgesichert, um die Baggerfahrer im Falle weiterer Rutschungen rechtzeitig warnen zu können.

In den frühen Abendstunden kam es dann erneut zum Vollalarm. Im Wörgler Ortsteil „Weiler Haus“ kam es zu einer Verklausung des Rahm Baches welche unter Zuhilfenahme einer Traktorseilwinde und -Schaufel gelöst werden konnte.

Im Ortsteil Mayrhofen trat ein Bach durch eine Verklausung über die Ufer, auch hier konnten die Verklausungen gelöst und der Betroffene Straßenabschnitt gereinigt werden. Ein Bagger räumte einen Teil des Geschiebebeckens aus, um weiteren Überschwemmungen vorzubeugen.

Auch am Montag standen die Kameraden wieder im Einsatz.
NACH dem Einsatz ist VOR dem Einsatz. Ausrüstung und Fahrzeuge waren zu reinigen und instand zu setzten sowie Kanister wieder aufzufüllen.

In bester Zusammenarbeit mit dem Bauhof Kirchbichl wurden noch die letzten Sandsäcke auf Paletten geschlichtet und abtransportiert.

Einsatzdaten zusammengefasst:

734 Meter zusätzlicher Schutzdamm entlang der Brixentaler Ache
80 Tonnen Kies
ca. 6000 Sandsäcke
mehr als 200 gefahrene Kilometer
bis zu 50 Mann gleichzeitig im Einsatz (nur FF Bruckhäusl)
372 Mann-Einsatzstunden (ohne Vorbereitung)
7 zu bearbeitende Einsatzstellen gleichzeitig
10cm bis HW100

Kommandant HBI Andreas ACHERER:
„Ein herzliches DANKESCHÖN an ALLE KameradINNEN und dessen Familien! Der gesamten Mannschaft des Kirchbichler Bauhofes sowie den Anrainern die beherzt mitgeholfen haben ein Vergelt’s Gott!“

Grafiken zur Einsatzdarstellung:

Uferverbau an der Brixentaler Ache (Bild unterhalb)
Mehrere Murenabgänge zwischen Hauserwirt und Gemeindegrenze Itter – Sperre der Gemeindestraße durch die Stadtwerke Wörgl
Verklausung Schleichberggraben, Unterspülung einer Gemeindestraße
Ausbaggern einer Seilsperre nach begutachtung des Landesgeologen
Verklausung bereich Mayrhofen(Stegersiedlung) – Nach dem Lösen der Verklausung Gemeindestraße gereinigt
Zeitgleich mit Einsatzstelle 5 – Verklausung im Bereich Hauserwirt
Überfülltes Geschiebebecken am Dornhäuslgraben – Einsatzstelle der Stadtgemeinde übergeben.

ROT – Ufererhöhung mit Schaltafeln und Sandsäcken
- Strecke 734m
- ca. 180 Schaltafeln mit 4 Metern Länge
- Verbau von ca. 6000 Sandsäcken
BLAU – potentielles Überschwemmungsgebiet